“Eisbär’n müssen doch weinen”, in ArtMagazin 17.02.21
Nein, es ist nichts mehr klar wie im Text zum Song „Eisbär“ der Schweizer Band Grauzone aus dem Jahr 1980. Schon damals gab es besorgte Stimmen, die vor einem globalen Temperaturanstieg und den damit verbundenen Problemen warnten. Jetzt, 40 Jahre später, sind die Auswirkungen eines ungezügelten Kapitalismus weltweit spürbar. Wetterkapriolen wie der kürzliche Wintereinbruch in Norddeutschland und immer neue Temperaturrekorde haben endlich eine gesellschaftliche Diskussion um nötige Gegenmaßnahmen angefacht, in der auch die Kunst eine zunehmend wichtige Rolle spielt.
artmagazine-Autor Raimar Stange hat bereits im Jahr 2020 die Ausstellung „2050 Nature Morte – Kunst zum Klimawandel“ in Berlin kuratiert. Nun hat er sich gemeinsam mit dem Künstler Andreas Templin für Goodbye, World eine radikalere und auch endgültigere Ausstellungssituation als die üblichen White Cubes gesucht. In den eisigen Weiten des Bottnischen Meerbusens in Nordschweden inszenierten die beiden eine finale Ausstellung zur Verabschiedung der Welt, wie wir sie kennen. Locker verteilt auf der Eisfläche erweisen die Werke von 10 Künstler*innen der Erde vor dem Klimakollaps noch eine letzte Reverenz.
Mit einer Opfergabe von Brot und Wein entlässt Nika Fontaine die Natur in eine neue, unentdeckte Zukunft, die vielleicht frei sein wird von der Raffgier der menschlichen Zivilisation. Olaf Nicolai lädt zu einem letzten opulenten Picknick auf dem Eis, bevor die steigenden Temperaturen alles im Meer versinken lassen.
Mit der fortschreitenden Klimakrise werden technokratische Allmachtsfantasien ad absurdum geführt. Nicht die Ausweitung der Technologie, sondern die Rückbesinnung auf lang tradierte Praktiken vom achtsamen Umgang mit der Natur können uns allenfalls noch davor bewahren, die volle Wucht der Veränderungen zu spüren zu bekommen.
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